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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 11

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 11 — zeichnen. Ebenso werden die Zimmer an der Ostseite eingezeichnet. Übungen! Danach wird der Querflur gezeichnet; er ist 18 in lang und 3,90 m breit. Jetzt bleibt noch der nördliche Teil des Längsflurs mit seinen anliegenden Räumen übrig. Hier wird ebenso verfahren wie vor- her. Ist der Grundriß fertig, dann findet vielfache Übung im Aussuchen der Richtungen und übertragen statt. Zum Schluß wird die Tafel auf- gerichtet. N ist wieder oben, S unten, 0 rechts und W links. Übung. Die Schüler zeichnen den Grundriß im Maßstabe von 1 : 200 ins Schülerheft. 5 mm bedeuten 1 in. Übungen an der Skizze im Heft. 7. Das Seminargebäude. Unsre Schule haben wir kennen gelernt. Sie liegt iin unteren Teil des' Seminargebäudes. Es enthält außer der Übungsschule für euch Kinder noch zwei Schulen. Das sind die Präparande und das Seminar. Die Schulräume für die Präparande und das Seminar lernt ihr heute kennen. Der Lehrer führt die Schüler durch das gauze Gebäude. Sie steigen die Treppe empor und gelangen in den ersten Stock. Da sehen sie die Klassenzimmer, das Lehrmittelzimmer, die Bücherei und den Musiksaal. Im Musiksaal sieht es gauz anders ans als in den übrigen Zimmern. An der Hinterwand steht eine große Orgel und am Fenster ein Klavier. Die Bänke haben keine Tischplatten. Vom ersten Stockwerk führen zwei Treppen hinauf in das zweite Stockwerk. Da ist die Aula mit der großen Orgel und einem Klavier. Vor der Orgel steht ein hohes Pult. Von der Decke herab hängt ein großer Kronleuchter. An den Wänden stehen Kaiserbüsten und hängen schöne Bilder. Zu Weihnachten brennt auf der Aula der Tannenbaum; dann singen die Kinder dort Weihnachts- lieber, und jedes bekommt eine Tüte mit Gebäck, Apfelsinen und Nüssen. Neben der Aula ist der Zeichensaal und gegenüber das Physikzimmer. Dann betrachten die Schüler das ganze Gebäude auch von außen. Von dem Schulhose aus übersehen sie die Hofseite des Seminargebändes. Das Schulzimmer grenzt an den Hof. Die Fensterwand des Schulzimmers ist ein Teil der Hof- oder Hinterwand des Gebäudes. Die Hofwand ist die Westwand, sie heißt auch Außenwand. Die andern Wände unsres Schulzimmers sind Innenwände. Regen und Schnee schlagen nur au die Außenwand. Darum ist sie sehr dick. Weil der meiste Regen von Westen kommt und an die Westwand schlägt, nennt man sie die Schlagwand. Sie ist mit Kalk verputzt. Zeige die Fenster unsres Schulzimmers! In derselben Höhe liegen die Fenster der 2. und der 4. Klasse. Darüber liegen die Fenster des Seminars und der Präparande. Alle diese Fenster sind sehr groß. Unter den Fenstern des unteren Stockwerkes liegen die Kellerfenster. Sie sind kleiner als die andern. Die Keller liegen im Erdgeschoß. In ihnen werden Kohlen und Holz aufgespeichert. Nach Süden ist eine Schmal- wand des Seminars, in ihr sind nur Flurfenster. An der Hohenzollern- straße ist die Vorderwand oder Straßenwand. Sie ist so lang wie die

2. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 20

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Sommer, und wenn im Herbst und Frühling der Wind lauge heftig weht, auf der Straße sehr staubig. Fußhoch liegt im trockenen Sommer der Staub auf den Straßen. Alle Gärten und Felder liegen eben, gerade. Darum kann man sie gut beackern. Spaten und Pflug gehen leicht durch den Boden hindurch. — Die Leute graben die Gärten und Acker um, be- säen und bepflanzen sie. Man sagt, sie bebauen den Acker oder treiben Ackerbau. Schon im Februar, wenn eben der Schnee geschmolzen ist, graben sie das Laud um und säen Kresse, Spinat, Salat, Wurzeln und Kohlarten. Sellerie und Porree lassen sie den Winter über auf dem Felde stehen, ebenso die abgeschnittenen Stiele — Strünke — des brannen und grünen Kohls, die wieder ausschlagen. Bald pflanzen sie auch Erbsen und Bohnen. Die jungen Pflänzchen schützen die Leute durch Leinen, Säcke oder alte Gardinen vor der Kälte und den Vögeln. Wenn nicht scharfe Fröste eintreten, haben die Leute iu dieser Gegeud zuerst junge's Gemüse. Sie verkaufen es dann für gutes Geld. Das meiste Gemüse wird uach Bielefeld und Dortmund gebracht. Nachmittags ziehen, schneiden oder pflücken die Leute Wurzeln, Spinat, Salat, Kresse, Schnitt- salat oder Erbsen, Bohnen usw., füllen hohe Körbe damit und am frühen Morgen wird es mit der Bahn versandt. So verdienen die Leute Geld. Sie leben vom Garten- und Ackerbau. Ist eiu Stück Laud abgeerntet, dann wird es sofort wieder umgegraben und neu besät oder bepflanzt. So ernten die Leute wohl drei- bis viermal im Jahre von demselben Acker. Deshalb sehen wir ans den Ackern und iu deu Gärten die Leute stets fleißig an der Arbeit vom frühsten Morgen bis iu die Abend- dämmerung. Durch diese Gegend kommen immer wenig Wagen und Leute. Hier siud nur wenige Häuser. Sie stehen frei da, vou alleu Fenstern der Häuser kann man weit sehen. Sie liegen in Gärten oder haben hinter dem Hause große Gärten. Die Häuser siud aus roten Ziegel- steinen gebaut, ein paar neue sehen weiß aus, sie sind ans Hartsteinen - Kalksandsteinen — erbaut. Die Häuser sind meist niedrig, ein- oder zwei- stöckig. Es wohnen zwei bis drei Familien in einem Hause. Iu deu Gärteu stehen Obstbäume und Beerensträucher. Hohe Bäume siud nicht da. Es ist sehr ruhig iu der ganzen Gegend, man hat stets gute, frische Luft. Im Sommer ist es sehr schöu, im Winter aber tüchtig kalt, weil der Nord- und Ostwind ungehindert über die Felder dahiufahren kann. Die ganze Gegend ist die Ackerbaugegend der Stadt Gütersloh. Dieser Stoff wird von den Schülern selbsttätig gemeiuschastlich im regen Wetteifer durch freisteigeude Vorstellungen verarbeitet. Denn da eine große Zahl der Schüler in dieser Gegend oder in ihrer uumittelbaren Nähe wohnt, kennen sie schon vielerlei. Jeder spricht freiwillig über das, was er gesehen, wobei er mitgeholfen hat. Es sind immer kleine Aufgaben zu wählen, z. B.: Erzähle, wie ihr Kartoffeln pflanztet! Wie wir Wurzeln jäten! Wie wir den Garten umgruben! Die gewonnenen Erkenntnissätze werden sest eingeprägt. Sie er- strecken sich auf den Boden, die Bodenbeschaffenheit, das Fließen des Wassers, die Himmelsrichtungen, auf Wiud und Wolken, Sonnenaufgang und -Untergang, Größe des Tagbogens, Abhängigkeit der Wärme und des

3. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 46

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 46 — Tor treten wir auf den Hof. Bor uns erhebt sich das langgestreckte Wohn- Haus. Es ist mit grünbemoosten Ziegelsteinen bedeckt. Mit lautem Ge- bell empfängt uns der große Hofhund. Zur Rechten erblicken wir ihn vor seiner steinernen Hütte stehen. Das Wohnhaus erstreckt sich von Osten nach Westen. An der Südseite sehen wir eine niedrige Haustür im hinteren Teile des Hauses. Links davon sind einige Fenster. Nach hierhin (Westen) grenzt der Obstgarten ganz nah an das Haus. An der Seite des Hauses erblicken wir einen Göpel. Zwei Pferde bewegen ihn. Wozu dieut er? Der große Hof ist gauz mit hohen Eichbäumeu bestanden, einzelne fallen 2lbb. 21. Grundriß des Hauses „Meier Witthof", Pavenstädt. uns durch ihre Größe auf. Unter ihnen erblicken wir langgestreckte Kuleu (Erdlöcher). Warum sind sie da? Nicht weit vom Hause sehen wir eine Pumpe; daneben steht ein sogenannter „Wäscher". Das ist eine durchbrochene Tonne zun? Waschen der Rüben und Ruukeln. Nun stehen wir vor dem Osteingange des Hauses. Es ist eiu Fachwerkbau, wie wir ihn schon auf dem Busch und in Alt-Gütersloh kennen gelernt haben. Die schwarzgestrichenen Eichenbalken und die weißen viereckigen Wandflächen geben dem ganzen Gebäude ein schönes Aussehen. Eine eichene Tür, die so groß und hoch ist, daß ein hochbeladener Erntewagen bequem hindurchsahreu kann, schließt den Eingang. Auf dem mächtigen eichenen Balken über der Tür lesen wir, daß das Haus 1722 erbaut ist. Rechts von der Tür führt eine Hühnerstiege zu dem Hühnerstall empor, und nicht weit davon sind die

4. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 47

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 47 — kleinen Fenster des Taubenschlags. Über der Tür ist das Haus bis zum Giebel mit Eicheubretteru bekleidet. Wir treten in das Haus ein. Eine große, geräumige Diele oder Tenne nimmt nns auf. Wir müssen uns erst an das Halbdunkel ge- wohnen, um alles deutlich erkennen zu können. Zur Rechten und Linken erblicken wir Ställe, links stehen die Pferde, rechts die Kühe. Dahinten sind Häcksel-, Knechte- und Mägdekammern. Daran schließt sich ein breiten Querslur. In der Mitte ist die Herdstelle und an der Nordseite die Küche.. Von hier aus gelangt man in die Stuben und Kammern des Bauern. Abb 22. Westfälisches Bauernhaus. Vorn rechts sind über den Ställen der Hühnerstall und der Taubenschlag. In einem niederen Anbau befinden sich die Schweineställe. So wohnt der Landmann mit seinem Vieh unter einem Dache. In dem Hanse lebt nur der Meier mit seiner Familie und seinem Gesinde. Das sind nur wenige Personen. Über den Ställen, Kammern und Stuben dehnt sich der ge- waltige Boden aus. Er dient als Lagerraum für Getreide, Heu und Stroh. Mit Hilfe einer Leiter gelangt man auf ihn. Sie ragt in die Bodenluke hinein, die durch eine hölzerne Klappe verschlossen werden kann. Alle alten Bauernhäuser iu unsrer Gegend sind so gebaut. Da man sie iu Westfalen und in dem ganzen nordwestlichen Deutschland, dem

5. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 49

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 49 — führen. Die ganze Kunst des Gesetzgebers besteht darin, den Ehrgeiz des Menschen wohl zu lenken. Zweitens ist es besser, daß das Bauholz teurer als wohlfeil ist. Das Geld dafür geht nicht aus dem Lande. Ein teurer Holzpreis muntert die Leute auf, fleißig zu pflanzen; und diejenigen Gegenden sind nicht glücklicher, wo man das Holz gar nicht verkaufen kann, sondern zu Pottasche und Glashütten verschwenden muß. Drittens ist es besser, daß die Leute zu viel als zu wenig Holz nehmen, weil sie keine Baumeister bei sich habeu und durch die Stärke des Holzes ihre Fehler im Bauen ersetzen müssen. Viertens ist in den hiesigen Häusern die allergrößte Sparsamkeit bereits darin beobachtet, daß die Balken nicht durchlaufen, sondern nur deu sogenannten Stuhl bedecken. Dadurch sind bei jedem großen Hause uach dem jetzigen Holzpreise 200 Taler erspart. Die Verschwendung ge- schieht also nur in Ständer- und Riegelholz, welches noch genug vorhanden ist, da es nur an Balken mangelt. Fünftens findet man keine Verschwendung in den Gegenden, wo das Holz rar ist." — Nicht weit von dem Wohnhause erheben sich zwei neue Scheunen. Sie siud massiv aus roten Backsteinen erbaut. Große Schiebetüren er- möglichen das Hineinsahren der Wagen und der großen Ackergeräte. An der großen Scheune stehen auf einer Sandsteintafel die Worte: Mit Hand für Haus und Hof. Das Herz hinauf zum Himmel, Sechs Tage schaff für Brot, Und dann aus dem Getümmel. Die Scheunen dienen zur Aufbewahrung der Ackergeräte und des Zornes. Die kleiue Scheune trägt ein weit überstehendes Dach. An der Außenwand hängen an eisernen Haken die Eggen. Auf dem Hose liegen hohe Hausen Brennholz. Neben dem Hause sind die Misthaufen und die Iauchegrube. Der Mist oder Dünger ist für den Landmann von der größten Bedeutung. Warum? Die Arbeiten auf dem Bauernhose. 1. In der Milchkammer. 2. Jn> Pferdestalls. 3. Bei den Kühen. 4. Auf der Tenne. Rund um den Hof herum liegen die Acker und Wiesen des Meiers Nordhorn. Wenn er aus dem Fenster sieht, dann überschaut er überall eigenen Grund und Boden, der schon jahrhundertelang zu dem Hose gehört hat. Er braucht nicht weit zu gehen, um zu seiner Arbeitsstätte zu ge- langen. Sie ist draußen in Wiese und Feld. Wald ist hier nicht vor- handen. Im Frühling, Sommer und Herbst ist der Meier immer draußen beschäftigt. Nur in der Winterzeit faim er in Feld und Wiese nicht viel Verleger, Praxis des heimatkundlichen Unterrichts. a

6. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 68

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Straße und unter den Bäumen des Schulhoss. Morgens und abends war er riesengroß und am Mittag klein wie ein Zwerg. Oft schien es, als wenn beide einander böse wären und der eine den andern ärgern wollte; denn veränderte das Licht sich, so tat es auch der Schatteu. Guckte die Sonne in unser Schulzimmer hinein, so war auch flugs der Schatteu da. Er saß immer in den Ecken herum. Hinter der Standtasel, hinterm Pult und Ofen waren seine Lieblingsplätze. Daraus konnte ihn die Sonne anch nie ganz vertreiben. Auch bei uns zu Hause war er immer. Manch- mal hat er mich auch geärgert. Als ich einmal am Tische saß und schreiben wollte, schien die Sonne mir ins Gesicht. Ich setzte mich an die andre Seite, so daß ich sie im Rücken hatte. Aber da konnte ich noch viel schlechter schreiben; denn jetzt lag der Schatten auf dem Buch. Wenn das Licht durch die Scheiben fiel oder abends die Lampe brannte, wenn ich draußen spielte oder bei Mondschein über die Straße ging, sah ich stets, daß der Schatten immer da war, wohin das Licht nicht kommen konnte. Durch die Waud- tasel, den Schrank, den Ofen, das Pult können die Lichtstrahlen nicht hin- durchscheinen. Man nennt diese Körper undurchsichtig. Die meisten Körper sind undurchsichtig. Werden sie beschienen, so haben die nicht be- leuchteten Seiten Schatten. Wir Menschen haben auch einen Schalten. Gar spaßig war es, als wir neulich erst beim Mondschein von unserm Spaziergang heimkamen. Immer lief der Schatten neben oder vor uns her. Noch drolliger war es in der Stadt bei den brennenden Laternen. War eine Laterne vor uns, hatten wir einen langen Schatten hinter uns, je näher wir kauten, desto kürzer wurde er und desto mehr kam er nach vorn, waren wir neben der Laterne, dann war der Schatten an nnsrer Seite; kaum waren wir etwas weiter geschritten, da huschte er riesengroß vor uns her. Auf dem Schulhofe haben wir den Schatten beobachtet. Da steht ein hoher Stab. Er ist undurchsichtig und hat deshalb stets einen Schalten, wenn die Sonne scheint. Am Morgen ist der Schatteu lang; er sällt nach Westen, weil die Sonne im Osten steht. Am Mittag ist er kurz und fällt nach Norden. Am Abend ist er wieder lang und fällt nach Osten. Wo steht die Sonne nie? Wohin fällt deshalb der Schatten nicht? Die Süd- seite ist die Sonnenseite. Am längsten ist im Norden Schatten. Im Winter haben wir an der Nordseite der Häuser niemals Sonnenschein. Das ist die Schatteuseite. Darum ist die Nordseite kalt. Welche Seite ist am wärmsten? An der Südseite der Häuser gedeihen die Bäume und Sträucher am besten. Das wissen auch die Gärtner. Auf welcher Seite stehen deshalb in der Kökerstraße und auf der Blessenstätte die Weinstöcke? Die Sonnenseite ist gesunder als die Schattenseite. Daruiu sollen die Schlafzimmer stets und die andern Zimmer so viel wie möglich nach Süden liegen. Kranke Leute müssen immer in sonnigen, warmen Zimmern schlafen, besonders gut ist das für Lungenkranke. Jeder Körper wirft einen verschieden geformten Schatten. Der Schatten der Ulmen aus unserm Schulhof ist ein andrer als der der Tannen an der Hecke. An dem dicken Fußball, dem Ofenschirm und andern Dingen beobachteten wir den Schatten. Immer war er anders. Der Fußball hatte

7. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 76

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 76 — Handschuhe oder Lappen. Ihr Handwerkszeug besteht aus einem großen und einigen kleinen Hämmern. Zum Schutz gegen Wind und Regen haben sie ein Laken über vier rechtwinklig zusammengeschlagene Stangen gehängt. Eine Stange trägt das Schutzdach, hinter dem der Steinschläger seine schwere und ungesunde Arbeit verrichtet. Gelenkrheumatismus, Gicht und Lungen- krankheiten (Steinlungen) sind häufige Krankheiten der Steinklopser. Zuerst werden mit dem großen Hammer die großen Steine in dicke Stücke zer- schlagen; dann nimmt der Steinschläger einen kleinen Hammer und schlägt die Stücke entzwei. Er bekommt täglich ungefähr 5 Mark. Sind die Steine zerschlagen, dann wird Kies angefahren. Mit großen Schaufeln werfen ihn die Arbeiter gegen ein schräggestelltes großes Eisensieb. Der dicke Kies fällt vorn herunter, der feine Kies und Sand hindurch. So liegt vor dem Sieb ein Haufen grober Kieserlinge und hinter ihm ein Haufen Sand und feiner Kies. Abb. 36. Der Durchschnitt einer Strotze. Nun bringt man auf die geebnete Straße eine Schicht der zer- schlagenen Steine. Die Steine werden dicht nebeneinander gelegt, und dann wird zuerst der grobe Kies darauf geschüttet. Die Dampfwalze fährt nun darüber hin, und der Sprengwagen begießt die Steinpackung. Warum? Danach wird der feine Kies und Sand auf die Steinpackung gestreut und alles noch einmal gewalzt. Die Straße ist in der Mitte höher als an den Seiten, damit das Wasser schnell abfließen kann. An beiden Seiten sind Gräben. In ihnen sammelt sich das Wasser und fließt weiter nach dem nächsten Bach. Auf der neuen Straße liegen in kleinen Abständen bald links, bald rechts zwei bis drei Steine auf der Straße. Am Abend legt der Straßenwärter sie an die Seite. Warum liegen sie wohl da? Ist die Straße fertig, dann pflanzt man an der Seite Bäume au. Es werden tiefe Löcher gegraben, die jungen Bäumchen sorgfältig eiuge- pflanzt, an Baumpfähle gebunden und Baumscheiben angelegt. Jetzt pflanzt man viel Obstbäume an den Straßen an. Aus dem Ertrag an Obst gewinnen viele Gemeinden bedeutende Einnahmen. Den Spazier-

8. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 77

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 77 — gängern und Wanderern spenden die Bäume Schatten an heißen Sommer- tagen, in der schneebedeckten Landschaft kennzeichnen sie den Weg und in den weiten Ebenen Norddeutschlands gliedern sie die Landschaft. Die Straßenarbeiter halten die Straße in Ordnung. Im Sommer fegen und sprengen sie die Straßen. Im Herbst fegen sie das Laub zu- sammen und fahren es fort. Im Winter ziehen sie den Straßenkot von dem Fahrdamm und bahnen Wege durch den Schnee. Ausgaben: Bau der Straße. Der Straßenarbeiter. Zeichnung der Gebrauchsgegenstände: Walze, Schutzdach, Spaten. Zeichnung der Steinpackung, eines Kubikmeters. Auschlußstosf aus dem Rechnen: Was kostet die Unterhaltung einer Landstraße von 20 km? Was kostet eine neue Straßenpackung auf 3 km Strecke? Uusre Straßen erhalten eine Basaltpackung. Der Basalt kommt aus dem Habichtswald bei Kassel. Dort kostet 1 cbm 3 Jl. Die Fracht bis Bahnhof Gütersloh kostet für 1 cbm 6,40 M, das Anfahren 1,25 Jl für 1 cbm. Auf 100 m sind 40 cbm erforderlich. Das Setzen („Auf- meiern") der Steine geschieht in je 5 ebm Haufen. Wieviel Haufen müssen gesetzt werden? Jeder Haufen ist 1,25 m breit und 0,50 m hoch. Wie lang ist er? Der Steinsetzer erhält sür 1 ebm 0,25 Jl. Wie teuer kommt das Setzen der Steine? In einem Tage setzt der Steinsetzer 10—15 ebm. Wieviel verdient er täglich, wöchentlich? Der Steinschläger bekommt für 1 ebm 3,50 Jt. Wieviel kostet das Steinklopfen? Wieviel verdient der Steinklopfer täglich, wöchentlich, wenn er täglich Va—1 Vi ebm schlägt? Das Aufschütten von 1 ebm Steinschlag kostet 0,55 Jt. Das Aufschütten von 1 ebm Sand kostet 0,20 Jl. Auf 100 in kommen 6 ebm Sand. 1 ebm Sand kostet 1 Jl. Die Walze erhält pro Stunde 2,50 Jt. Sie muß stündlich mindestens 3 ebm sestwalzen. Täglich arbeitet sie 13 Stunden. Die Wasseranfuhr kostet für den ebm 0,90 Jt. Es werden täglich un- gefähr 12 ebm Wasser gebraucht. Die Breite der Steinbahn beträgt aus Provinzialstraßen 5 m, auf Kreisstraßen 4,50 m. Die Anlage einer neuen Landstraße kostet sür den laufenden Meter 10 bis 15 Jl. Wie teuer wäre eine neue Landstraße von Gütersloh nach Rheda? (11 km). Die Post. Vom P o st b o t e n. Da kommt er durch die Prekerstraße. Au der Mütze und den gelben Rockknöpsen erkennen wir ihn weithin. Eben sieht er in die schwarze Brief- tafche, die er umgeschnallt hat, denn der kleine Fritz ist ihm entgegen- gelaufen und hat ihn gefragt, ob er einen Brief für Vater hätte. Wirklich! Da hat ihn Fritz schon in der Hand, dankt und eilt mit raschem Gruß nach Hause. Was wird darin stehen? Sie hatten ihn längst erwartet. Er ist von der Großmutter; der Vater hat's eben gesagt. Die Großmutter wollte zu Fritzens Geburtstag kommen, aber sie kam nicht. Sie war krank ge- worden. Nun ist sie wieder gesund. Nächsten Sonnabend kommt sie mit dem Zug aus Minden. Da wohnt sie. Vater soll ihr schreiben, ob es .auch paßt und welcher Zug der beste ist. Er liest den Brief der Mutter

9. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 97

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 97 — Herstellung der Fabrikerzeugnisse oder Fabrikwaren im großen. Man sagt, sie treiben Industrie; darum nennt man sie auch Industrielle und ihre Erzeugnisse Jndustrieerzeuguisse oder Fabrikate. In den Gütersloher Fleisch- und Wurstwarenfabriken oder in den Webereien werden viele Fabrikate erzeugt. Zu ihrer Herstellung bedarf man aber der Stoffe, aus denen sie gemacht werden müssen. Diese (Stoffe, die verarbeitet werden, nennt man Rohstoffe. 1907 gab es in nnfrer Stadt 7 Innungen, und zwar: 1. Die Allgemeine Handwerker-Jnnnng .... mit 25 Mitgliedern. 2. Die Bäcker-Innung.......... „ 52 „ 3. Die Baugewerken-Zwangs-Jnnnng . . . . „ 26 „ 4. Die Metallhandwerker-Jnnnng ...... „ 51 „ 5. Die Zwangs-Jnnung für Tischler u. verwandte Gewerbe .............„ 90 „ 6. Die Zwangs-Jnnung für das Maler-, Glaser- und Lackierer-Handwerk........„ 34 „ 7. Die Zwangs - Jnnuug für das Schneider-, Kappenmacher- und Kürschner-Handwerk . . . „ 55 „ Zusammen 333 Mitglieder. Heute gibr es noch eine Metzger-Jnnnng mit 20 Mitgliedern. Nach der Berufs- und Betriebszählung vom 12. Juni 1907 gab es in Gütersloh 142 gewerbliche Betriebe mit mehr als 3 Arbeitern und 598 gewerbliche Betriebe mit weniger als 3 Arbeitern. Vom Baumaterial und Häuserbau. Gütersloh liegt im Sande. An Baumaterial bietet uns der Erd- boden nur die zerstreut umherliegenden Findlinge, Sand und Holz. Nach Friedrichsdorf und Bielefeld zu ist Lehm vorhanden. Da finden wir des- halb Ziegeleien. Sie versorgten früher und auch heute noch die Gütersloher Maurer mit Backsteinen. Sandsteine gibt es erst im Teutoburger Walde. Die heimischen Baumittel konnten vor Jahrhunderten, als noch keine Bahuen und nur wenig Straßen vorhanden waren, nur allein benutzt werden. So sind die alten Häuser durchweg Fachwerkbauten. Später baute man die Häuser ganz aus Backsteinen. Solche Häuser nennt man massive Häuser. Nur zum Bau des Gotteshauses bezog man den Sandstein aus den Steinbrüchen bei Steinhagen am Teutoburger Walde. Die alte Kirche ist aus Teutoburger Wald-Saudstein erbaut wie später auch die neue Kirche. Dagegen ist die katholische Kirche ein Backsteinbau. Heute werden viele Häuser aus weißen Steinen von der Form und Größe der Backsteine erbaut. Sie heißen Hartsteine und werden im Hart- steinwerk aus Sand und Kalk gemacht. Weil sie dauerhaft und billig sind, benutzt man sie jetzt in Gütersloh sehr viel. Vom Bau eines Hauses. Als das Direktorhaus neben dem Seminar gebaut werden sollte, kamen eines Tages Arbeiter und machten ein großes Loch in die Hecke an Verleger, Praxis des heimatkundlichen Unterrichts. 7

10. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 98

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 98 — der Hohenzollernstraße. Zwei Männer maßen den Garten aus und steckten in der Mitte ein großes Stück Land durch vier Pfähle ab Am andern Tage kamen Arbeiter mit Karren und Spaten, machten innerhalb der ein- geschlagenen Pfähle ein großes Loch und fuhren die Erde hinten in den Garten. Man sagt, sie schachteten aus. Jetzt wurden viele Steine au- gefahren. An jedem Tage kamen mehrere Wagen voll. Die Maurer luden die Steine ab und schichteten sie an der Seite auf. Zuerst brachten die Fuhrleute immer große graue Sandsteine, dann viele weiße Hartsteine vom Hartsteinwerk. Ein Fuhrknecht fuhr Kalk und Sand an. Die Maurer machten an der Seite eine tiefe Knle, warfen Kalksteine hinein und gössen Wasser darauf. Da fing der Kalk an zu zischen und zu dampfen, die Steine zerbröckelten, und es wurde eiu weißer Kalkbrei daraus. Der Handlanger vermischte ihn mit Sand und trug den Mörtel auf den Bou. Die Maurer gebrauchten ihn zum Bauen des Hauses. Der Steinträger trug ihnen immer Steine zu. Damit die Mauer senkrecht wurde, banden die Maurer einen Stein an einen Bindfaden und ließen ihn an der Mauer herunterhängen. Nun konnten sie sehen, ob die Mauer auch senkrecht war. Das Mittagbrot aßen die Bauarbeiter in der kleinen Bauhütte oder Bau- bude. Sie war aus Holz gemacht und mit Teerpappe bedeckt. Darin be- wahrten sie auch das Handwerkszeug auf. Als das Kellergeschoß fertig war, wurden eiserne T-Träger eingemauert. Nun wuchs das Haus schnell empor, bald waren das erste und zweite Stockwerk fertig. Da kamen die Zimmerleute und richteten das Hans. Oben auf das Holzgerüst steckteu sie einen buutgeschmückten Richtkranz oder Tannenbaum. Der Altgeselle sprach den Richtspruch, und alle feierten vergnügt das Richtfest. Nuu wurden Ziegelsteine angefahren, und die Dachdecker deckten das Haus. So war es gegen Regen geschützt. Die Maurer verputzten im Hause die Wände, und dann hallte es drinnen tagelang vom Hämmern und Klopfen wider. Der Tischler setzte Treppen, Türen und Fensterrahmen ein. Der Rohrleger legte die Rohre für die Wasser- und Gasleitung bis an das Haus, der Klempner im Hause; er schraubte die Wasser- und Gaskräne auf und schlug draußen Rinnen und Rohre an. Schlosser, Glaser und Anstreicher kamen. Die Scheiben wurden eingesetzt, die Fenster, Türen, Fußböden und Decken gestrichen, die Wände tapeziert und die Oseu gesetzt. Bald staud das gauze Haus fix und fertig da. Welche Handwerker hatten mitgeholfeu? Zeichnen: Spaten, Kelle, Hammer, Beil, Säge, Tür, Fenster. Aufgabe: Was der Klempner, Tischler, Anstreicher macht! Anschlußstoff: Trojan: Richtspruch. S. 8. Aus dem Rechnen: Was der Bau eiues Hauses kostet! Wie eine Zeitung entsteht. Täglich wird die Zeituug uns ins Haus gebracht. Kommt sie aus Berlin oder einer andern weitentfernten Stadt, dann bringt sie der Brief- böte; die Gütersloher und Bielefelder Zeitungen aber tragen die Zeitnngs- jungen in die Häuser. Das habt ihr schon oft gesehen. Jeden Abend liest euer Vater in der Zeitung, und ihr habt vielleicht auch schon einmal ver-
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